Urlaub in einem kleinen Paradies: Das Steinnest – Teil 2

Neben der ungewöhnlich naturverbundenen Lebensart bietet das Steinnest natürlich noch weitere wunderbare Erlebnismöglichkeiten. Als ich im vergangenen Jahr erstmals dort gewesen bin, konnte ich mich erstmals seit den eher kläglichen Versuchen in der Jugend am Holzhacken versuchen. Um ehrlich zu sein, Holzhacken kann eine wunderbar zentrierend-ausgleichende Tätigkeit sein. Die umliegende Waldlandschaft mit ihren schönen Geräuschen birgt in Kombination mit dieser Arbeit großartigen Ausgleich für Geist und Seele. Obwohl es vorwiegend körperliches Arbeiten ist, will einem das Spalten des Holzes einfach am besten gelingen, je klarer und freier der Geist dabei ist. Es erinnert mich in dem Sinne beinahe an Yoga: So lange Du in Deinem Kopf Dein eigenes Versagen oder mangelndes Können trägst, wirst Du es nicht in die Dich herausfordernde Yoga-Asana schaffen, aber sobald der Geist von dieser „Idee“ frei ist, schaffst Du es. Das ist genauso bei den Holzstücken, die einem nicht so gut von der Hand gehen. Mit innerer Ruhe und Ausgeglichenheit klappt das direkt besser. Durch die Begeisterung im letzten Jahr konnte ich mich auch dieses Jahr nicht zurückhalten und habe zusammen mit Sandras Sohn Dennis einige Holzscheite für den anstehenden Herbst vorbereitet.2021 19Manchmal sind die gefällten Bäume jedoch an Stellen auf dem Grundstück, die einem auf Grund der Geländelage (steil und abschüssig) und durch über Jahre wuchernden Brombeerbüschen den Abtransport erschweren. Als langerprobter Allrounder hat Aaron meistens im Handumdrehen eine Lösung parat. Vergangenes Jahr war es an uns, einen gefällten Baumstamm in zerlegten Einzelstücken einen kleinen Abhang hoch zu transportieren. Der Weg „außen“ herum wäre zu weit und daher zu anstrengend gewesen. Also wird kurzerhand ein Flaschenzug konstruiert und die Stammteile in gemeinsamer Arbeit nach oben befördert.151314 11 12 Es gibt auch Tiere im Steinnest. Zunächst einmal nennen es vier Katzen ebenfalls Ihr zu Hause. Abgesehen von Vicky sind die anderen drei Katzen Lisio, Pauli und Tommy jedoch eher scheu und freunden sich erst nach und nach mit Besuchern an. Lisio allerdings recht schnell, sofern Mama Vicky im Vorfeld bereits Freundschaft geschlossen hat.22Außerdem gibt es Schafe. Die wollen natürlich auch versorgt und gepflegt werden. In den wärmeren Monaten weiden sie weitestgehend draußen und können sich auf einer unheimlich großen Weide satt fressen. Hin und wieder bedürfen sie aber auch ein wenig der Pflege, beispielsweise wenn die Hufe geschnitten werden müssen – quasi Maniküre und Pediküre am Schafe. Ich hatte im vergangenen Jahr auch hier das Vergnügen, dabei zu helfen. Dazu werden die Schafe auf Ihren Hosenboden gesetzt und ich habe sie dann sozusagen gestützt und festgehalten, während Aaron so relativ leicht an alle 4 Hufe kommen konnte, um die Hornschichten zu kürzen und zu säubern. Schließlich soll sich da ja nichts entzünden oder so. 1817 In diesem Jahr habe ich dabei geholfen, den Stall zu entmisten und neu mit Stroh auszulegen. Das ist eine dem Holzhacken ähnlich befreiende Arbeit, wenn auch wieder etwas anders. Berührungsängste mit tierischen Ausscheidungen sollte man dabei nicht haben, aber bedenkt man, dass das ausgemistete Material wunderbaren, natürlichen Dünger ergibt, wenn es erstmal ein wenig mehr verrottet, ist das alles schon halb so wild – immerhin kommt man im Steinnest ja auch in den Genuss des eigens angebauten Gemüses und das spricht wiederum für sich.23 24 Ein Bild von der Arbeit im Stall liegt mir leider nicht vor. Aaron und ich hatten einfach keine freie, saubere Hand, um selbst welche zu machen und die Dame des Hauses hatte an diesem Tag einfach „Hausdamendinge“ zu tun und stieß erst zu uns, als bereits alles fertig gewesen ist. Dennoch eine feine Arbeit und ein tolles Tagewerk.
Hühner gibt es leider im Moment nicht mehr im Steinnest. Wie es in der Natur vorkommt, gibt es räuberische Tiere, die einfach auch gerne einmal ein wenig Hühnchen auf ihrem Speiseplan stehen haben. Trotz unserer gemeinsamen Versuche, diesen Raubtieren das Eindringen in das Hühnergehege zu erschweren, sind im Laufe der vergangenen Monate leider alle Tiere den Räubern unterlegen gewesen. Da halfen auch unsere wunderbaren Seile nichts, die wir wie ein Dachgeflecht über der Auslauffläche angebracht hatten, um einem Greifvogel das Eindringen arg zu erschweren. Wenngleich es nur eine Annahme war, dass es ein Raubvogel gewesen sein könnte. Leider wurde der wahre Räuber bisher nie gesichtet, so dass keine konkreteren Maßnahmen zur Abwehr ergriffen werden konnten.
Seit diesem Frühjahr gibt es aber auch zwei Bienenvölker im Steinnest und ab nächsten Sommer voraussichtlich auch Honig aus eigener Herstellung. Dazu hat Aaron sich lange Zeit mit dem Thema Imkern und Bienenhaltung beschäftigt und eine für die Bienen schonende und stressreduzierte Haltung entschieden – eben so natürlich wie möglich und damit angepasst an das naturverbundene Leben im Steinnest.31 32

In diesem Jahr war ich zur richtigen Zeit im Steinnest, um aus den zahllosen Äpfeln, welche die Bäume dort über den Sommer trugen, wunderbaren Apfelsaft selbst zu pressen. Zunächst werden alle Apfel dafür gewaschen und anschließend von faulen oder wurmigen Stellen befreit. Anschließend werden die Äpfel mit einem großen Reibe in kleine Streifen gerieben. Im Prinzip wie ich es von meiner Oma kenne, wenn sie Kartoffeln für Reibepfannkuchen gemacht hat, nur ist die Apfelreibe ungleich größer. Diese Streifen werden dann in eine große Schale mit Ablauf, welches in einem Holzrahmen steht, in ein Tuch eingewickelt gegeben. Auf die eingewickelte Apfelmasse wird ebenfalls ein Brett gelegt und ein schlichter Wagenheber dann zwischen dieses Brett und den Holzrahmen gespannt. Durch den aufkommenden Druck ergeben sich mehrere Liter Saft (je nach Apfelmenge natürlich), welche dann aus der Schale abgefüllt werden. Ein paar Flaschen gehen in den Kühlschrank und können frisch verzehrt werden, der Rest wird abgekocht und dadurch haltbarer gemacht. Und Ihr könnt mir glauben, dass ein solch gepresster Saft einfach nur großartig schmeckt! Knappe 20 Liter konnten wir so in diesem Jahr gewinnen.

Viele weitere Aufgaben und Arbeiten stehen natürlich rund um das Jahr im Steinnest an. Beete müssen angelegt und gepflegt, sowie geerntet werden. Büsche müssen geschnitten werden – vor allem an den Seiten des Weges, welcher zum Steinnest führt – auch eine Aufgabe, die ich bereits mitmachen durfte. Außerdem müssen auch Rasenflächen gemäht werden und viele weitere Dinge, die einfach an einem solchen Ort mitten in der Natur anfallen.

Jedoch hat das Steinnest noch mehr zu bieten. Auch die Freizeit kommt hier natürlich nicht zu kurz und die Umgebung bietet wunderbare Möglichkeiten, erkundet zu werden. Darüber schreibe ich beim nächsten Mal, im dritten und voraussichtlich zunächst letzten Teil meines kleinen Reisereports.