Eine Reise ins Heilige Land Israel – Meine Woche in Tel Aviv

Einer meiner Freunde ist bereits vor gut drei Jahren beruflich vorrübergehend nach Israel gezogen. Nun war es wirklich einmal an der Zeit, ihn dort zu besuchen und damit auch die Chance zu ergreifen, ein Land zu besuchen, welches ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht persönlich kannte. Kurzum habe ich einen Flug gebucht und mich für eine Woche nach Israel aufgemacht.

Schon direkt bei der Ankunft im Land wird klar, dass man hier höchsten Wert auf Sicherheit legt. Kurz nach Verlassen des Flugzeugs und noch vor der Passkontrolle wurde ich von einem Sicherheitsbeamten befragt, was ich in Tel Aviv mache, woher ich komme und welchem Beruf ich nachgehe. Dies – so erzählte mein Freund mir – ist eine ganz normale Prozedur und vor allem allein reisende Männer würden besonders häufig befragt. Am besten ist es hier, bei der Wahrheit zu bleiben und nachdem ich genau so die Fragen beantwortet hatte, durfte ich auch schon weiter gehen. Die Passkontrolle an sich umfasst dann noch einmal ähnliche Fragen, verlief jedoch ebenso unkompliziert.

Ich musste dann noch einen Moment auf meinen Koffer warten. Das kennt man ja von Flughäfen und als ich den Sicherheitsbereich verlassen konnte, habe ich mir noch ein wenig Bargeld am Automaten geholt. Ich rate jedem, der keine Kreditkarte hat, dies am Flughafen zu machen. Diese Automaten sind offenbar alle auch maestro-tauglich und somit mit unseren normalen Bankkarten nutzbar. In Tel Aviv selber hatte ich immer mal Schwierigkeiten, wobei es auch dort Automaten gibt, die unser System unterstützen.

Generell gibt es die Möglichkeit vom Flughafen aus mit dem Zug nach Tel Aviv zu fahren, da ich aber Samstagnacht ankam und das in Israel der Sonntag ist, fahren dann keine Züge. Also bleibt die zweite Alternative, nämlich das Taxi. Taxi fahren ist in Israel relativ günstig. Ich habe für die Strecke bis in die Innenstadt umgerechnet knapp 40 Euro bezahlt und das war, wenn ich die Fahrzeit berücksichtige, definitiv günstiger, als bei uns. Außerdem handelt es sich dabei auch um einen Fixpreis. Übrigens gibt es in Israel zwei Möglichkeiten beim Taxifahren. Entweder wird per Taxameter abgerechnet, wie bei uns, oder man verhandelt eben besagten Festpreis für die Route.

Ich musste mir ja keine großen Gedanken wegen der Unterbringung machen, da ich bei Freunden zu Gast war, aber trotz der hohen Kosten für das Leben in Tel Aviv gibt es auch hier preisgünstige Unterbringungsmöglichkeiten. Wer Infos braucht, darf sich gerne per Email melden.

In Tel Aviv angekommen, wurde ich natürlich von meinen Freunden ein wenig herumgeführt. Eine wunderbare Anlaufstelle, um einen ersten Eindruck zu bekommen, ist der Rothschild Blvd., den man einfach mal ganz entspannt entlang flanieren kann. Es ist so gesehen einfach eine riesige Allee, die den Fußgänger und Fahrradweg zwischen den Autospuren führt. Hier spazieren Jung und Alt und es ist einfach eine atmosphärisch interessante Straße. Auf dem Boulevard finden sich auch kleine „Buden“, die von der Größe her an unsere Kioske erinnern. Dort werden jedoch wunderbare Sandwiches und Kaffee angeboten. In der Regel finden sich dort auch Sitzmöglichkeiten, um die Mahlzeiten direkt zu sich nehmen zu können. Bestellt wird am Tresen und dann macht man es sich einfach gemütlich. In Sachen Sandwiches habe ich in Tel Aviv übrigens ganz großartige Geschmackserlebnisse haben dürfen. Ich kann nur empfehlen, hier die Bandbreite an Belag einfach einmal auszuprobieren. Der Kaffee ist ebenfalls einfach lecker. Generell bietet Tel Aviv auch eine Bandbreite an Cafés, die zum Verzehr Sandwiches und diverse Brotsorten mit wunderbaren Belägen anbieten und jedem Anbeter von Starbucks und ähnlichen Kaffeebuden sei gesagt, dass die israelischen Angebote um Längen besser sind, als das, was man in den üblichen Franchise-Schuppen so einheitlich und genormt über den Tresen gereicht bekommt.

Insgesamt war der Aufenthalt in Israel allein schon in Bezug auf Speisen und Getränke eine tolle Erfahrung. Ich habe jede Mahlzeit absolut genossen. Beispielsweise gibt es im alten Hafen des Stadtteil Jaffa ein Fischrestaurant namens Hadayagim. Zu jedem Hauptgang bekommt man hier eine riesige Auswahl an Saucen und kleinen Salaten, die alle Geschmackssinne ansprechen. Da kann ich nur sagen, einfach lecker. Ich möchte hier aber auch gar nicht allzu viele Lokale oder Örtlichkeiten empfehlen, denn der eigentliche Reiz dieser Stadt ist, sich einfach auf den Weg zu machen und durch die Straßen zu spazieren. Es gibt an jeder Ecke etwas Spannendes zu entdecken. Kleine Märkte, Gebäude im Bauhaus-Stil, wunderschöne Parkanlagen, den Strand und vieles mehr. An drei Tagen habe ich die Stadt einfach nur so kennen gelernt und mich entspannt am Abend all diesen Eindrücken hingegeben. Man sollte keine Berührungsängste haben und in den Gastronomien einfach die Angestellten zu fragen, was die einzelnen Dinge so kosten, da ja alles auf Hebräisch geschrieben ist. In der Regel spricht immer irgendjemand auch gutes Englisch und somit ist das alles auch gar kein Problem.
Generell ist das Essen auswärts zwar nicht billig, aber für unsere Verhältnisse auch nicht sehr überteuert. Allerdings sind Lebensmittel in den Supermärkten verhältnismäßig teuer. So kostet eine Packung Putenbrustaufschnitt mit ca. 200g Inhalt gerne mal um die € 10,-.

Wenn man schon einmal in Israel ist, dann sollte man natürlich auch auf jeden Fall einen Ausflug nach Jerusalem machen. Das ist von Tel Aviv auf gar kein Problem. Es gibt neben den oben beschriebenen Zügen und Taxis ja auch noch ein wunderbares Busnetz in der Stadt. Wer an der Linie 5 wohnt, hat da sowieso schon gute Karten, denn die führt auch direkt zum Busbahnhof. Man sollte nur zur Sicherheit den Busfahrer fragen, ob man auch in die richtige Richtung fährt. Der Busbahnhof liegt jedenfalls südlich. Dort findet man gelbe Großraumtaxis mit ca. 10 Plätzen. Die meisten davon haben Schilder hinter der Windschutzscheibe, welche das Ziel anzeigen. Diese sind allerdings oft in hebräischer Schrift. Also einfach einen Fahrer fragen. Die Fahrt mit einem solchen Großraumtaxi kostet gerade mal um die 6,- €. Für einen Transfer von einer Stadt in die andere ist das ein wirkliches Schnäppchen. Das Großraumtaxi fährt allerdings erst los, wenn alle Plätze belegt sind, was aber sowohl bei der Hin- als auch bei der Rückfahrt weniger als 15 Minuten dauerte und das, obwohl ich bei Letzterer der erste Fahrgast im Minibus war. Generell ist das Busliniensystem in Tel Aviv großartig. Es gibt nämlich neben den Bussen, die auf ihren Linienstrecken an den beschilderten Haltestellen halten – so wie wir es auch kennen – ebenfalls Kleinbusse, welche auf den Linienwegen der Busse fahren. Diese haben dann in der Windschutzscheibe auch ein Schild mit der Zahl der Buslinie. Der Vorteil dieser Minibusse ist, dass man sie überall auf dem Linienweg anhalten kann und dann einfach zusteigt und genauso auch jederzeit zum Fahrer sagen kann, dass man aussteigen möchte. Eine großartige Innovation, wie ich finde und mit rund € 1,80 auch ein Schnäppchen.

Zurück aber zu Jerusalem: Die Fahrt mit dem Minibus dauert ca. eine Stunde, sofern der Verkehr nicht stockt oder staut. In der Regel endet die Route in der Nähe eines der Tore in die Altstadt, was für erstmalige Besucher sicherlich auch die Hauptattraktion darstellen dürfte. Empfehlenswert ist es hier schon, sich einen kleinen Reiseführer zuzulegen, denn allein in der Altstadt gibt es so unglaublich viele tolle Dinge zu sehen. In jedem Fall sollte man sich den Besuch der Klagemauer nicht entgehen lassen. Es ist einfach ein beeindruckender Ort, der unglaublich energetisiert ist. Nur unweit der Klagemauer hat man zweimal täglich die Möglichkeit auf den Tempelberg zu gehen. Dazu sollte man aber seinen Reisepass dabei haben, denn jeder wird hier kontrolliert und auch mitgebrachte Taschen und Rucksäcke werden durchsucht. Man sollte ebenfalls rechtzeitig an der Aufstiegsrampe anstehen, da wirklich nur für eine begrenzte Zeit Touristen hinauf gelassen werden. Es lohnt sich aber in jedem Fall, weil die Bauwerke einfach beeindruckend sind. Wer dort noch ein wenig Kurioses erleben möchte, kann sich ja mal auf die Suche nach dem Schnitzel Wiener Art im österreichischen Kaffeehaus des christlichen Hospiz im muslimischen Viertel Jerusalems machen.
Es lohnt sich in jedem Fall, einen ganzen Tag für die Altstadt einzuplanen, da es auch hier unglaubliche viele Dinge zu sehen gibt, die man einfach beim Schlendern entdecken kann.

Ich hatte während meines Aufenthalts aber auch das Glück, den israelischen Independence Day miterleben zu dürfen. An diesem Tag wird einfach nur gefeiert. Abends gegen 20h geht das Ganze los und führt sich fort bis zum nächsten Kalendertag am Abend. An diesem Tag sind viele Geschäfte auch geschlossen und somit hat nahezu jeder Israeli die Möglichkeit, zu feiern und das nicht zu knapp. Auf den Straßen tummeln sich die Menschen, auf den größeren Plätzen gibt es Feierlichkeiten und auch privat findet auf den Balkonen und Dachterrassen vieler Häuser oftmals die eine oder andere private Party statt. Es ist ein wenig wie Karneval, nur ohne Kostüme. Atmosphärisch war es in jedem Fall eine wunderbare Nacht und das obwohl ich gar nicht groß ausgegangen bin. Es reicht schon das Schnupper der nächtlichen Partyluft.

Zum Ende dieses nun doch längeren Blogeintrags bleibt mir nur festzustellen, dass ich mich ein wenig in Tel Aviv und das Land Israel verliebt habe und ich sicherlich nicht das letzte Mal dort zu Besuch gewesen bin.

שלום

Urlaub in einem kleinen Paradies: Das Steinnest – Teil 3

Wie schon angekündigt, folgt heute mein dritter und zunächst letzter Teil über das Steinnest. Ich möchte Euch auch noch einmal darauf hinweisen, dass es möglich ist, bei Aaron, Sandra und Dennis Urlaub zu machen. Wer mehr wissen möchte, kann sich einfach über die Homepage www.steinnest.de mit den Dreien in Verbindung setzen.

Die vielen Arbeiten und Aufgaben im Steinnest bilden nur eine Gruppe an möglichen Aktivitäten, die rund um diesen wunderbaren Ort erlebt werden können. Der direkt an das Grundstück angrenzende Wald lädt förmlich zu Spaziergängen und kleinen Wanderungen ein. Geschulte Fans und Kundige können zu entsprechenden Jahreszeiten durchaus eine ganze Menge an genießbaren Pilzen dort finden, aus denen sich so manch schmackhaftes Mahl bereiten lässt. Allerdings sollte hier wirklich ein erfahrener Pilzsammler mit unterwegs sein. Wenn ich daran denke, welche Pilze ich bei meiner ersten Runde gefunden habe – ich denke, wir hätte alle in der folgenden Nacht üble Bauchschmerzen bekommen.
Was das Bergwandern generell angeht, ist man in den Pyrenäen sowieso an einer wunderbaren Stelle. Es gibt Pfade und Wege verschiedener Längen und Schwierigkeitsgrade, so dass Anfänger wie Fortgeschrittene hier ebenfalls auf ihre Kosten kommen. Im vergangenen Jahr haben wir zu viert eine kleine Tagestour gemacht und selbst ich als absoluter Jungmann in dieser Hinsicht hatte meinen Spaß und konnte das wunderbare Gefühl beim Erklimmen des Gipfels hautnah spüren. Die Natur bietet zudem immer mal wieder feine Spektakel, wenn viel dichter als gewöhnlich beispielsweise Raubvögel über einem Kreisen und mit ihrer Anmut beeindrucken.30

Wer nicht unbedingt wandern mag, kann natürlich auch anderen Freizeitaktivitäten nachgehen. Es gibt einige sehr niedliche Dörfer und kleine Städte in der Umgebung, die erkundet werden können. Samstags lohnt es sich dabei definitiv nach St. Girons auf den Markt zu fahren. Hier bekommen die Einheimischen so ziemlich alles, was es an frischen Lebensmitteln gibt. Neben verschiedenen Ständen mit Obst und Gemüse werden unterschiedlichste Sorten an Käse angeboten – darunter besonders viele Sorten Schafskäse. Natürlich gibt es auch Fleisch und Wurst, sowie Kleidung und Schuhe. Alles geprägt in „alternativem“ Stil, da vieles handgemacht, aber dafür umso außergewöhnlicher ist, als das was wir so aus der Massenwarenproduktion kennen. 2625Auch während meiner Aufenthalte haben wir dort immer Wurst, Käse, Fleisch und ergänzendes Gemüse und Obst gekauft. Ich kann nur sagen, dass ich selten so wunderbar schmackhafte Mahlzeiten in einem Urlaub zu mir genommen habe, wie dort. Das Fleisch stammt eben doch noch von Tieren, die ihr Leben auf einer grünen Weide in der Natur verbringen durften und nicht mit übermäßig industriellem Futter hochgezüchtet worden sind. Dieser Unterschied ist nicht nur zu schmecken, sondern auch zu spüren. Wer bereits während der Einkäufe hungrig oder durstig wird, kann natürlich auch an diversen kleinen Marktständen etwas zu Futtern finden. Von deftigen Mahlzeiten über Kuchen, Kekse und andere Leckereien ist auch hier das Angebot sehr umfangreich und lässt keine Wünsche offen.
Aber auch die anderen Städte und Dörfer der Umgebung bieten Möglichkeiten zum Bummeln. Es gibt teilweise kleine, alte Kirchen zu entdecken oder man genießt einfach zum Frühstück mal ein Croissant und einen Kaffee, ganz in französischer Tradition.2928

In der Umgebung gibt weitere Besonderheiten zu entdecken, die wir bei uns in Deutschland gar nicht unbedingt kennen: Zum Beispiel öffentliche Trinkwasserquellen. Die französischen Gemeinden haben an entsprechenden Stellen teilweise Brunnen errichtet, so dass die Menschen der Region sich dort Trinkwasser in ihre Flaschen und Gefäße abfüllen können. Das kostet nichts und kann von jedem genutzt werden. Meistens lohnt es sich aber nur, mit vielen Gefäßen zu einer solchen Quelle zu fahren, da sie einige Kilometer vom Wohnort entfernt liegen. Dennoch ist dieses frische Quellwasser sicherlich um einiges bekömmlicher und besser, als das durchschnittliche Trinkwasser aus unserem Wasserhahn.33

Im Steinnest selbst gibt es natürlich ebenfalls Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Aaron und Dennis sind mittlerweile fleißig dabei, Bögen zu schnitzen, um damit schlicht Bogenschießen zu üben. Ich bin bisher nicht in den Genuss gekommen. Ich bin aber sicher, dass ihr bei Interesse vor Ort selber loslegen und einen Bogen bauen könnt, um ihn anschließend auf Funktionalität zu testen.34An sonnigen Tagen laden selbstverständlich diverse Plätze zum Entspannen draußen ein. Es gibt Bänke und Tische überall auf dem Gelände und natürlich lässt sich auch immer ein sonniges Plätzchen mit einer Decke auf den Wiesen finden – aber Obacht, auch hier gibt es dornige Beerenbüsche und Brennnesseln. Ich bevorzuge daher die Sonnenliege, um ein gutes Buch zu lesen. 🙂35 Sandra, Aaron und Dennis haben auch eine kleine Sammlung an Gesellschaftsspielen, die ebenso draußen in der Sonne oder aber an den nicht ganz so schönen Tagen am Ofenfeuer sitzend gespielt werden können.27Hin und wieder kann ein kleines Lagerfeuer gemacht und daran gegrillt werden. Eine spezielle Feuerstelle dafür ist im Garten angelegt. In diesem Jahr hatte ich sogar die seltene Gelegenheit, bei einem besonderen Feuer dabei zu sein. Wenn Bäume gefällt und Büsche geschnitten werden, fällt ja auch immer Verschnitt an, der nicht zum Heizen genutzt werden kann. Dieser wird dann an geeigneter Stelle aufgeschichtet. Wenn er lange genug durchgetrocknet ist, lässt sich dieser natürlich in ein beeindruckendes Feuer verwandelt. Im Steinnest wird dies aber nicht zu Ostern gemacht, da zu jener Jahreszeit noch viel zu viele Kleintiere darin nisten. Da bietet sich der Spätsommer viel besser an, da auf Grund der warmen Temperaturen die Tiere noch anderweitig in Wald und Flur unterwegs sind.

Wer es in seinem Urlaub gar nicht ohne Trubel aushält, wäre natürlich auch in einer guten Stunde Autofahrt in Toulouse und könnte dort eine klassische Stadterkundung machen, wobei ich gestehen muss, dass es nichts gibt, was mir ferner läge, wenn ich im Steinnest bin. Aber wie wir in Köln sagen: Jeder Jeck is anders!

Und damit endet mein erster Reisebericht mit diesem dritten Teil. Ich hoffe, der eine oder die andere hat gefallen an der Idee gefunden, meine lieben Freunde in Frankreich einmal zu besuchen und einen Urlaub zu machen, der einfach anders und dafür umso spannender und beruhigender ist.

Urlaub in einem kleinen Paradies: Das Steinnest – Teil 2

Neben der ungewöhnlich naturverbundenen Lebensart bietet das Steinnest natürlich noch weitere wunderbare Erlebnismöglichkeiten. Als ich im vergangenen Jahr erstmals dort gewesen bin, konnte ich mich erstmals seit den eher kläglichen Versuchen in der Jugend am Holzhacken versuchen. Um ehrlich zu sein, Holzhacken kann eine wunderbar zentrierend-ausgleichende Tätigkeit sein. Die umliegende Waldlandschaft mit ihren schönen Geräuschen birgt in Kombination mit dieser Arbeit großartigen Ausgleich für Geist und Seele. Obwohl es vorwiegend körperliches Arbeiten ist, will einem das Spalten des Holzes einfach am besten gelingen, je klarer und freier der Geist dabei ist. Es erinnert mich in dem Sinne beinahe an Yoga: So lange Du in Deinem Kopf Dein eigenes Versagen oder mangelndes Können trägst, wirst Du es nicht in die Dich herausfordernde Yoga-Asana schaffen, aber sobald der Geist von dieser „Idee“ frei ist, schaffst Du es. Das ist genauso bei den Holzstücken, die einem nicht so gut von der Hand gehen. Mit innerer Ruhe und Ausgeglichenheit klappt das direkt besser. Durch die Begeisterung im letzten Jahr konnte ich mich auch dieses Jahr nicht zurückhalten und habe zusammen mit Sandras Sohn Dennis einige Holzscheite für den anstehenden Herbst vorbereitet.2021 19Manchmal sind die gefällten Bäume jedoch an Stellen auf dem Grundstück, die einem auf Grund der Geländelage (steil und abschüssig) und durch über Jahre wuchernden Brombeerbüschen den Abtransport erschweren. Als langerprobter Allrounder hat Aaron meistens im Handumdrehen eine Lösung parat. Vergangenes Jahr war es an uns, einen gefällten Baumstamm in zerlegten Einzelstücken einen kleinen Abhang hoch zu transportieren. Der Weg „außen“ herum wäre zu weit und daher zu anstrengend gewesen. Also wird kurzerhand ein Flaschenzug konstruiert und die Stammteile in gemeinsamer Arbeit nach oben befördert.151314 11 12 Es gibt auch Tiere im Steinnest. Zunächst einmal nennen es vier Katzen ebenfalls Ihr zu Hause. Abgesehen von Vicky sind die anderen drei Katzen Lisio, Pauli und Tommy jedoch eher scheu und freunden sich erst nach und nach mit Besuchern an. Lisio allerdings recht schnell, sofern Mama Vicky im Vorfeld bereits Freundschaft geschlossen hat.22Außerdem gibt es Schafe. Die wollen natürlich auch versorgt und gepflegt werden. In den wärmeren Monaten weiden sie weitestgehend draußen und können sich auf einer unheimlich großen Weide satt fressen. Hin und wieder bedürfen sie aber auch ein wenig der Pflege, beispielsweise wenn die Hufe geschnitten werden müssen – quasi Maniküre und Pediküre am Schafe. Ich hatte im vergangenen Jahr auch hier das Vergnügen, dabei zu helfen. Dazu werden die Schafe auf Ihren Hosenboden gesetzt und ich habe sie dann sozusagen gestützt und festgehalten, während Aaron so relativ leicht an alle 4 Hufe kommen konnte, um die Hornschichten zu kürzen und zu säubern. Schließlich soll sich da ja nichts entzünden oder so. 1817 In diesem Jahr habe ich dabei geholfen, den Stall zu entmisten und neu mit Stroh auszulegen. Das ist eine dem Holzhacken ähnlich befreiende Arbeit, wenn auch wieder etwas anders. Berührungsängste mit tierischen Ausscheidungen sollte man dabei nicht haben, aber bedenkt man, dass das ausgemistete Material wunderbaren, natürlichen Dünger ergibt, wenn es erstmal ein wenig mehr verrottet, ist das alles schon halb so wild – immerhin kommt man im Steinnest ja auch in den Genuss des eigens angebauten Gemüses und das spricht wiederum für sich.23 24 Ein Bild von der Arbeit im Stall liegt mir leider nicht vor. Aaron und ich hatten einfach keine freie, saubere Hand, um selbst welche zu machen und die Dame des Hauses hatte an diesem Tag einfach „Hausdamendinge“ zu tun und stieß erst zu uns, als bereits alles fertig gewesen ist. Dennoch eine feine Arbeit und ein tolles Tagewerk.
Hühner gibt es leider im Moment nicht mehr im Steinnest. Wie es in der Natur vorkommt, gibt es räuberische Tiere, die einfach auch gerne einmal ein wenig Hühnchen auf ihrem Speiseplan stehen haben. Trotz unserer gemeinsamen Versuche, diesen Raubtieren das Eindringen in das Hühnergehege zu erschweren, sind im Laufe der vergangenen Monate leider alle Tiere den Räubern unterlegen gewesen. Da halfen auch unsere wunderbaren Seile nichts, die wir wie ein Dachgeflecht über der Auslauffläche angebracht hatten, um einem Greifvogel das Eindringen arg zu erschweren. Wenngleich es nur eine Annahme war, dass es ein Raubvogel gewesen sein könnte. Leider wurde der wahre Räuber bisher nie gesichtet, so dass keine konkreteren Maßnahmen zur Abwehr ergriffen werden konnten.
Seit diesem Frühjahr gibt es aber auch zwei Bienenvölker im Steinnest und ab nächsten Sommer voraussichtlich auch Honig aus eigener Herstellung. Dazu hat Aaron sich lange Zeit mit dem Thema Imkern und Bienenhaltung beschäftigt und eine für die Bienen schonende und stressreduzierte Haltung entschieden – eben so natürlich wie möglich und damit angepasst an das naturverbundene Leben im Steinnest.31 32

In diesem Jahr war ich zur richtigen Zeit im Steinnest, um aus den zahllosen Äpfeln, welche die Bäume dort über den Sommer trugen, wunderbaren Apfelsaft selbst zu pressen. Zunächst werden alle Apfel dafür gewaschen und anschließend von faulen oder wurmigen Stellen befreit. Anschließend werden die Äpfel mit einem großen Reibe in kleine Streifen gerieben. Im Prinzip wie ich es von meiner Oma kenne, wenn sie Kartoffeln für Reibepfannkuchen gemacht hat, nur ist die Apfelreibe ungleich größer. Diese Streifen werden dann in eine große Schale mit Ablauf, welches in einem Holzrahmen steht, in ein Tuch eingewickelt gegeben. Auf die eingewickelte Apfelmasse wird ebenfalls ein Brett gelegt und ein schlichter Wagenheber dann zwischen dieses Brett und den Holzrahmen gespannt. Durch den aufkommenden Druck ergeben sich mehrere Liter Saft (je nach Apfelmenge natürlich), welche dann aus der Schale abgefüllt werden. Ein paar Flaschen gehen in den Kühlschrank und können frisch verzehrt werden, der Rest wird abgekocht und dadurch haltbarer gemacht. Und Ihr könnt mir glauben, dass ein solch gepresster Saft einfach nur großartig schmeckt! Knappe 20 Liter konnten wir so in diesem Jahr gewinnen.

Viele weitere Aufgaben und Arbeiten stehen natürlich rund um das Jahr im Steinnest an. Beete müssen angelegt und gepflegt, sowie geerntet werden. Büsche müssen geschnitten werden – vor allem an den Seiten des Weges, welcher zum Steinnest führt – auch eine Aufgabe, die ich bereits mitmachen durfte. Außerdem müssen auch Rasenflächen gemäht werden und viele weitere Dinge, die einfach an einem solchen Ort mitten in der Natur anfallen.

Jedoch hat das Steinnest noch mehr zu bieten. Auch die Freizeit kommt hier natürlich nicht zu kurz und die Umgebung bietet wunderbare Möglichkeiten, erkundet zu werden. Darüber schreibe ich beim nächsten Mal, im dritten und voraussichtlich zunächst letzten Teil meines kleinen Reisereports.

Urlaub in einem kleinen Paradies: Das Steinnest – Teil 1

Ich durfte nun ein zweites Mal dort sein und nehme dies zum Anlass, Euch von einem wunderschönen Ort zu berichten, der jeden wieder ein kleines bisschen näher an die Natur heranbringen kann: Das Steinnest.03

Das Steinnest ist ein Ort, an dem Aaron nun schon über 10 Jahre lebt und seit einigen Monaten leben auch seine Freundin Sandra und ihr Sohn Dennis wieder dort. Ich kenne Sandra nun schon einige Zeit und sie hat mir bereits zu „Deutschlandzeiten“ immer wieder von ihrem zweiten Zuhause in Frankreich erzählt. Da ich selbst ja meinen kleinen Traum von einem großen Garten mit Obst und Gemüse habe, den ich auch fest entschlossen bin, auf die eine oder andere Weise in naher Zukunft umzusetzen, lag es nahe, mir einmal diesen feinen Ort anzuschauen. Nach einigen unserer Gespräche schlug Sandra vor, dass ich Aaron doch auch einfach mal besuchen könne und dann hätte ich eine wundervolle Möglichkeit, einen kleinen Einblick in eine Lebensweise zu bekommen, die nahezu autark und Großteils selbstversorgend ist. Bereits im Oktober letzten Jahres ging es dann das erste Mal nach Frankreich – mit Sandra und ihrem Sohn Dennis, die dort ebenfalls die Herbstferien verbrachten. In diesem Jahr habe ich die drei dort wieder besucht.07Schon bei der ersten Ankunft war mir schnell klar, dass das Steinnest ein Ort ist, an dem wohl jeder zu sich und der Natur finden kann. Aaron hatte einst eine alte Steinhausruine mit einem großen Stück Land erworben. Gelegen an den Ausläufern einer Bergkette der französischen Pyrenäen angrenzend an einen Wald, welcher sich aus den hohen Bergen dort ausgebreitet hat, bringt dieser Ort Stille in die Seele, den Geist und den Körper.
Abgesehen von einer Telefon- und Internetleitung gibt es nicht vieles, was das Steinnest mit den Infrastrukturen der angrenzenden französischen Gemeinden verbinden. Im wahrsten Sinne verbindet, denn seine Wasserversorgung entspringt einem kleinen Waldbach, welcher direkt an seinem Grundstuck verläuft.09 Strom kommt aus der eigens über Jahre immer weiter ausgebauten Solaranlage. Gewärmt wird das Wasser entweder durch einen holzbetriebenen Ofen in den Wintermonaten oder aber durch eine Wasseraufwärmanlage auf dem Hausdach in den Sommermonaten. Wie genau diese Anlage funktioniert, ist den Naturwissenschaftlern unter uns sicherlich bekannt. Ich weiß nur, dass es Glasröhren sind, in denen ein Vakuum herrscht und somit die Sonnenenergie das Wasser darin erhitzt… oder so ähnlich. 😉05

Wer das Steinnest besucht, kann beispielsweise wie ich in einer kleinen Holzhütte im Garten des Hauses wohnen – dem Hexenhaus. Ob darin wirklich mal eine Kräuterkundige gelebt hat, weiß ich nicht. Das ist eines der Geheimnisse dieses Ortes. Allerdings sollte sich jeder einer ganz wichtigen Sache bewusst sein: Luxus wie in einem 5-Sterne-Hotel ist hier völlig fehl am Platze und daher auch nicht vorzufinden. Das Hexenhaus hat dennoch alles, was man benötigt: Einen Ofen zum Heizen, eine kleine Küchenzeile mit Waschbecken und Gasherdplatten, einen Tisch zum Sitzen, ein Bett zum Schlafen. Zwei Erwachsene und zwei Kinder finden in der kleinen Hütte Platz, denn die Kleenen können auf einer kleinen zweiten „Dach-Etage“ ihr Haupt für die Nacht niederlegen.10Geduscht wird im angrenzenden Bad, allerdings muss man dafür das Hexenhaus verlassen – das Bad ist von außen zu erreichen. Direkt aus der Dusche heraus hat man einen wunderbaren Blick in den Garten und den angrenzenden Wald. Es ist beinahe, wie Duschen in freier Natur. Das Bad ist zwar grob gesehen „innenliegend“, aber auf Höhe von ca. 2 Metern ist die Wand zu einer Seite offen. Entsprechend ist die Körperpflege immer mit ausreichend frischer Luftzufuhr möglich. Das bedeutet allerdings in den kälteren Monaten auch entsprechende Temeraturen. Da macht das Duschen mit warmem Wasser direkt nochmal soviel Freude.
Um das tägliche „Geschäft“ zu erledigen, gibt es schlicht ein Plumpsklo draußen neben dem Hexenhaus. Hier wird der eine oder die andere sicherlich an Grenzen stoßen, aber wer die Natur liebt, wird sich nicht davon abschrecken lassen. Ich hätte nie gedacht, wie spannend es sein kann, wenn ich nachts einmal dringend raus muss und dabei einfach entspannt in den Garten blicken kann, während um mich herum ein Bach rauscht, der Wind durch die Blätter der Bäume raschelt und dazu die Käutzchenrufe das Naturkonzert vollenden.06Im Steinnest gibt es sonst aber noch viele weitere Dinge zu erleben und was genau ich da alles so erlebt habe, schildere ich im zweiten Teil meines kleinen Reisereports.
Wer bereits jetzt Lust auf mehr bekommen hat, sollte sich die Homepage des Steinnests anschauen und vielleicht einmal selbst dorthin fahren: http://www.steinnest.de
Es ist durch über den Flughafen Toulouse oder auch mit der Bahn zu erreichen. Nach Rücksprache kann Sandra Gäste von dort abholen. Wer die Umgebung selbst erkunden möchte, wird einen fahrbaren Untersatz benötigen. Mehr dazu aber wie gesagt im zweiten Teil.